LeseCamp

© Prof. Dr. Marion Bönnighausen

Förderung des Textverstehens

Lesekompetenz stellt nicht nur eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dar, sie ist auch eine zentrale Bedingung für schulischen, beruflichen und akademischen Erfolg.

Die Fähigkeit, Texte verstehen und für sich nutzen zu können, ermöglicht die Erschließung zahlreicher Lebensbereiche sowie den Zugang zu Wissen, Wertvorstellungen und kulturellen Inhalten (vgl. Artelt et al., 2007).

Prozesse des Textverstehens

Das Verstehen von Texten ist kein passiver Prozess der Bedeutungsentnahme, sondern eine aktive Konstruktions- und Integrationsleistung der Leserinnen und Leser in Abhängigkeit von Text- und Lesermerkmalen.

Das Ergebnis dieser Text-Leser-Interaktion ist der Aufbau eines Situationsmodells.

Lesestrategien

Auf der Leserseite sind neben einem hinreichenden Vorwissen und basalen Lesefertigkeiten vor allem (kognitive und metakognitive) Lesestrategien für das Verstehen von Texten entscheidend.

Im sogenannten „Good Strategy User“-Modell (Pressley, Borkowski, Schneider, 1987) wird die große Relevanz des zielführenden und effektiven Einsatzes von Lesestrategien deutlich:

Lesestrategien lassen sich in kognitive und metakognitive Strategien unterscheiden:

Kognitive Strategien

Unter kognitiven Strategien werden unterschiedlich komplexe Aktivitäten verstanden, die die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen ermöglichen. Auf Lesestrategien übertragen heißt dies, dass kognitive Lesestrategien der Erarbeitung, Strukturierung und Aufbereitung von Textinformationen und damit unmittelbar dem Textverstehen dienen.

Metakognitive Strategien

Metakognitive Lesestrategien sind nicht unmittelbar auf den Verstehensprozess ausgerichtet, sondern unterstützen die Planung, Überwachung und Regulierung des Verstehensprozesses und des Einsatzes der kognitiven Lesestrategien.

Das Lesestrategietraining LeseCamp

Das Lesestrategietraining LeseCamp ist die überarbeitete Fassung des Programms Lesen(d) lernen, das ich 2006 in Anlehnung an ein Programm der ZEIT-Stiftung entwickelt und in der Schulpraxis im Verlauf von zehn Jahren erprobt und beständig modifiziert habe. Laut Ergebnissen externer Evaluationen ist bei der Durchführung in den wesentlichen Aspekten der Lesekompetenz – Leseflüssigkeit und Textverstehen – ein signifikanter Lernzuwachs bei den geförderten Schülerinnen und Schülern zu verzeichnen.

Die Beteiligung an der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) mit zwei Verbünden (Grundschulen und weiterführende Schulen) ermöglichte mir, im Verlauf von 5 Jahren an insgesamt 10 Schulen die Durchführung des Lesestrategietrainings im Unterricht noch einmal intensiv zu begleiten und aufgrund neu gewonnener Ergebnisse im Rahmen meiner Implementationsstudie grundlegende Modifikationen vorzunehmen

Das Ergebnis ist das Programm LeseCamp als ein optimiertes Lesestrategietraining.

Das Konzept LeseCamp

Das Konzept sieht vor, dass sich die zu vermittelnden Lesestrategien an Grundschulen und weiterführenden Schulen in ihrem Umfang und auch ihrer Umsetzung unterscheiden, dabei aber aufeinander aufbauen.

Grundschule

An der Grundschule werden die zentralen Lesestrategien vermittelt, die der Planung und Steuerung des Textverständnisses dienen und das Verstehen und Behalten von Textinformationen unterstützen.

Die erste Lesestrategie, Ich mache mir Gedanken zum Text, ist eine elaborative Lesestrategie. Sich aufgrund von Bildern, Überschriften und Textgestalt Gedanken zum Text und zum Inhalt zu machen, aktiviert das Vorwissen der Leser:innen. Dadurch können die neuen Informationen des Textes leichter mit schon vorhandenen Wissensbeständen verknüpft werden.

Die zweite Lesestrategie, Ich bestimme wichtige Informationen in Sinnabschnitten, ist eine reduktiv-organisierende Lesestrategie. Der Text wird in sinnvolle Abschnitte eingeteilt, die mit jeweils passenden Überschriften benannt werden. Anschließend werden die wichtigsten Inhalte in den Abschnitten markiert.

Flankiert wird die zweite Lesestrategie in allen Teilbereichen von metakognitiven Aufgaben und Übungen, die der Überwachung und Regulation des eigenen Leseprozesses dienen. Erst durch diese Überwachung ist es möglich, Unverstandenes zu benennen, mit Verstehensschwierigkeiten angemessen umzugehen und den Einsatz von Lesestrategien zu steuern.

Weiterführende Schule

An der weiterführenden Schule werden mit adaptierten Materialien die zentralen Lesestrategien Gedanken zum Text machen sowie Wichtige Informationen in Sinnabschnitten bestimmen vermittelt und eingeübt. Auch hier begleiten metakognitive Aufgaben und Übungen die Anwendungen der zweiten Lesestrategie.

Diese beiden Lesestrategien werden ergänzt um eine dritte Lesestrategie, Zusammenfassen, die als eine reduktiv-organisierende Strategie das Behalten und die weitere Nutzung des Textes erleichtert.

Vermittlung im Unterricht

Drei Phasen der Vermittlung

Die Vermittlung der Lesestrategien findet in Form eines Trainings mit verschiedenen Phasen statt:

In der Phase der Akquisition findet die erstmalige Begegnung mit einer Lesestrategie statt. Die Strategie wird vorgestellt, ihre Anwendung wird angeleitet, Funktion und Bedeutung der einzelnen Schritte werden reflektiert und anschließend gelernt.

In der Phase des Behaltens geht es um eine wiederholende und regelmäßige Anwendung der Lesestrategien und des Regelwissens und damit um ein Eintrainieren.

Die Phase der Reaktivierung schließlich meint den Transfer, der es ermöglicht, dass Lesestrategien selbstständig in unterschiedlichen Situationen und bei unterschiedlichen Texten angewendet werden können.

Die ersten beiden Phasen strukturieren den Ablauf des Lesestrategietrainings, die Unterrichtsgestaltung und auch die Arbeits- und Übungsblätter.

Die dritte Phase bestimmt das Wiederaufgreifen der Lesestrategien in der weiterführenden Schule in den folgenden Jahrgangsstufen.

Methoden der Vermittlung

Die Lernumgebung des Programms LeseCamp wird maßgeblich vom Cognitive-Apprenticeship-Ansatz (Collins, Brown, Newmann, 1987) bestimmt.

Der Ansatz ist darauf ausgerichtet, den Lernenden zunächst Fähigkeiten explizit zu vermitteln und sie dann sukzessive dabei zu unterstützen und zu begleiten, diese Fähigkeiten zu erproben, metakognitiv zu reflektieren und schließlich selbstständig anzuwenden.

Die damit verbundene schrittweise verlaufende Übernahme von Verantwortung für den eigenen Leseprozess führt zu einer Steigerung von Aufmerksamkeit, Interesse und Ausdauer, die entscheidend für das Leseverständnis sind.

Im Kontext des Lesestrategietrainings besonders wichtig ist die Phase der Akquisition, in der die Lehrkraft als Modell auftritt und die Anwendung der Lesestrategie(n) und ihrer Teilschritte laut denkend demonstriert. Im Vordergrund steht hier die Vermittlung des Metawissens über die einzelnen Lesestrategien als ein unabdingbarer Baustein des Trainings.

Metawissen über Lesestrategien

Das Training von Lesestrategien bis zum sicheren, automatisierten Einsatz in Abhängigkeit von bestimmten Lesezwecken umfasst auch die Vermittlung eines Metawissens über die einzelnen anzuwendenden Lesestrategien. Indem die Reflexion des Verstehensprozesses und des Einsatzes der Lesestrategien aktiv angeregt wird, werden Schülerinnen und Schüler befähigt, Strategien dem Leseziel entsprechend anzuwenden und den Verstehensprozess metakognitiv zu überwachen.

Dieses Lesestrategiewissen wird im Programm LeseCamp mithilfe folgender Formate unterstützt:

Im Klassenraum werden Lesestrategieplakate aufgehängt, so dass deren Ziele und Arbeitsschritte transparent und präsent sind.
Auf Lesefächern, die die Schülerinnen und Schüler in ihren Federmäppchen oder Etuis im Unterricht mit sich führen, sind die einzelnen Lesestrategien und ihre Ziele in Kurzform übersichtlich dargestellt.
Die Schülerinnen und Schüler können die Ziele und Schritte einer jeden Lesestrategie in ihrer eigenen Formulierung sukzessive in ein Buddy Book eintragen.
Das metakognitive Wissen über Ziele und Schritte der einzelnen Lesestrategien, das zu Beginn einer jeden Unterrichtsstunde wiederholt werden muss, kann in Form von gereimten Strophen rekapituliert und so von den Schülerinnen und Schülern besser memoriert werden.

Unterrichtsstunde zur Vermittlung einer neuen Lesestrategie

Unterrichtsphase

Unterrichtsgeschehen

Sozialform

Einstieg

Klärung des Stundeninhalts und -ziels: Welche Lesestrategie wird in der Stunde vermittelt?

LV / UG

Vermittlung

Vermittlung einer neuen Lesestrategie:

  • Die Lk führt in die Anwendung einer neuen Lesestrategie ein (z. B. durch die Methode des lauten Denkens).
  • Die SuS vollziehen das Ziel der neuen Lesestrategie und die einzelnen Schritte ihrer Anwendung im Plenum nach.

LV / UG

Erarbeitung

Die SuS nehmen in ihrem Buddy Book Eintragungen vor. D. h., sie formulieren Ziele und Schritte der Lesestrategie in eigenen Worten.

LV / UG

Präsentation

Die SuS präsentieren und diskutieren ihre Eintragungen in ihren Buddy Books.

LV / UG

Auswertung

Das Plenum bespricht die Wirkung der genutzten Lesestrategie zur Erreichung des Lernzieles eines besseren Textverstehens.
Die Lk stellt den SuS das zugehörige Lesestrategieplakat sowie die zugehörige Strophe zur Lesestrategie vor.
Sie liest die Strophe rhythmisch laut vor.

LV / UG

Hausaufgabe

Auswendiglernen der Rap-/Gedichtstrophe der neuen Lesestrategie

LV / UG

Unterrichtsstunde zum Einüben von Lesestrategien

Unterrichtsphase

Unterrichtsgeschehen

Sozialform

Einstieg

Klärung des Stundeninhalts und -ziels: Welche Lesestrategie wird in der Stunde geübt?
Ggf. Einstieg in das Thema des Arbeitsblatts als Übung der 1. Lesestrategie

LV / UG

Vermittlung

Die SuS bearbeiten nach Klärung der Arbeitsaufträge das zur Verfügung stehende Material. 

EA / PA / GA

Präsentation

Die SuS präsentieren und diskutieren ihre Ergebnisse auf der thematischen Inhaltsebene des Arbeitsblattes. 

UG

Auswertung

Die SuS besprechen entstandene Hürden und Erfolge ihrer eigenen Arbeitsschritte. Das Plenum bespricht die Wirkung der genutzten Lesestrategie zur Erreichung des Lernzieles eines besseren Textverstehens.
Die zugehörige Gedichtstrophe zur Lesestrategie wird laut wiederholt.

UG

Didaktische Reserve

Fluencyübungen als Stundenabschluss

UG

Hausaufgabe

Ggf. Erarbeitung eines weiteren Übungsschrittes des Arbeitsblattes.

EA

Beispielmaterialien zum Download

Literatur

Artelt, C., McElvany, N., Christmann, U. et al. (2007): Förderung der Lesekompetenz. Expertise. Bonn, Berlin: Hrsg. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Pressley, M., Borkowski, J. G. & Schneider, W. (1987): Cognitive strategies: Good strategy users coordinate metacognition, and knowledge. In: R. Vasta & G. Whitehurst (Hrsg.): Annals of Child Development, 4. Greenwich, CT: JAI Press, S. 89-129.

Collins, A., Brown, J. S. & Newman, S. E. (1989): Cognitive apprenticeship: Teaching the craft of reading, writing and matematics. In: L. B. Resnick (Hrsg.): Knowing, learning and instruction: Essays in honor of Robert Glaser. Hillsdale, NJ: Erlbaum, S. 453-494.

Förderung des Textverstehens

Lesekompetenz stellt nicht nur eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dar, sie ist auch eine zentrale Bedingung für schulischen, beruflichen und akademischen Erfolg.

Die Fähigkeit, Texte verstehen und für sich nutzen zu können, ermöglicht die Erschließung zahlreicher Lebensbereiche sowie den Zugang zu Wissen, Wertvorstellungen und kulturellen Inhalten (vgl. Artelt et al., 2007).

Prozesse des Textverstehens

Das Verstehen von Texten ist kein passiver Prozess der Bedeutungsentnahme, sondern eine aktive Konstruktions- und Integrationsleistung der Leserinnen und Leser in Abhängigkeit von Text- und Lesermerkmalen.

Das Ergebnis dieser Text-Leser-Interaktion ist der Aufbau eines Situationsmodells.

Lesestrategien

Auf der Leserseite sind neben einem hinreichenden Vorwissen und basalen Lesefertigkeiten vor allem (kognitive und metakognitive) Lesestrategien für das Verstehen von Texten entscheidend.

Im sogenannten „Good Strategy User“-Modell (Pressley, Borkowski, Schneider, 1987) wird die große Relevanz des zielführenden und effektiven Einsatzes von Lesestrategien deutlich:

Lesestrategien lassen sich in kognitive und metakognitive Strategien unterscheiden:

Kognitive Strategien

Unter kognitiven Strategien werden unterschiedlich komplexe Aktivitäten verstanden, die die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen ermöglichen. Auf Lesestrategien übertragen heißt dies, dass kognitive Lesestrategien der Erarbeitung, Strukturierung und Aufbereitung von Textinformationen und damit unmittelbar dem Textverstehen dienen.

Metakognitive Strategien

Metakognitive Lesestrategien sind nicht unmittelbar auf den Verstehensprozess ausgerichtet, sondern unterstützen die Planung, Überwachung und Regulierung des Verstehensprozesses und des Einsatzes der kognitiven Lesestrategien.

Das Lesestrategietraining LeseCamp

Das Lesestrategietraining LeseCamp ist die überarbeitete Fassung des Programms Lesen(d) lernen, das ich 2006 in Anlehnung an ein Programm der ZEIT-Stiftung entwickelt und in der Schulpraxis im Verlauf von zehn Jahren erprobt und beständig modifiziert habe. Laut Ergebnissen externer Evaluationen ist bei der Durchführung in den wesentlichen Aspekten der Lesekompetenz – Leseflüssigkeit und Textverstehen – ein signifikanter Lernzuwachs bei den geförderten Schülerinnen und Schülern zu verzeichnen.

Die Beteiligung an der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) mit zwei Verbünden (Grundschulen und weiterführende Schulen) ermöglichte mir, im Verlauf von 5 Jahren an insgesamt 10 Schulen die Durchführung des Lesestrategietrainings im Unterricht noch einmal intensiv zu begleiten und aufgrund neu gewonnener Ergebnisse im Rahmen meiner Implementationsstudie grundlegende Modifikationen vorzunehmen

Das Ergebnis ist das Programm LeseCamp als ein optimiertes Lesestrategietraining.

Das Konzept LeseCamp

Das Konzept sieht vor, dass sich die zu vermittelnden Lesestrategien an Grundschulen und weiterführenden Schulen in ihrem Umfang und auch ihrer Umsetzung unterscheiden, dabei aber aufeinander aufbauen.

Grundschule

An der Grundschule werden die zentralen Lesestrategien vermittelt, die der Planung und Steuerung des Textverständnisses dienen und das Verstehen und Behalten von Textinformationen unterstützen.

Die erste Lesestrategie, Ich mache mir Gedanken zum Text, ist eine elaborative Lesestrategie. Sich aufgrund von Bildern, Überschriften und Textgestalt Gedanken zum Text und zum Inhalt zu machen, aktiviert das Vorwissen der Leser:innen. Dadurch können die neuen Informationen des Textes leichter mit schon vorhandenen Wissensbeständen verknüpft werden.

Die zweite Lesestrategie, Ich bestimme wichtige Informationen in Sinnabschnitten, ist eine reduktiv-organisierende Lesestrategie. Der Text wird in sinnvolle Abschnitte eingeteilt, die mit jeweils passenden Überschriften benannt werden. Anschließend werden die wichtigsten Inhalte in den Abschnitten markiert.

Flankiert wird die zweite Lesestrategie in allen Teilbereichen von metakognitiven Aufgaben und Übungen, die der Überwachung und Regulation des eigenen Leseprozesses dienen. Erst durch diese Überwachung ist es möglich, Unverstandenes zu benennen, mit Verstehensschwierigkeiten angemessen umzugehen und den Einsatz von Lesestrategien zu steuern.

Weiterführende Schule

An der weiterführenden Schule werden mit adaptierten Materialien die zentralen Lesestrategien Gedanken zum Text machen sowie Wichtige Informationen in Sinnabschnitten bestimmen vermittelt und eingeübt. Auch hier begleiten metakognitive Aufgaben und Übungen die Anwendungen der zweiten Lesestrategie.

Diese beiden Lesestrategien werden ergänzt um eine dritte Lesestrategie, Zusammenfassen, die als eine reduktiv-organisierende Strategie das Behalten und die weitere Nutzung des Textes erleichtert.

Vermittlung im Unterricht

Drei Phasen der Vermittlung

Die Vermittlung der Lesestrategien findet in Form eines Trainings mit verschiedenen Phasen statt:

In der Phase der Akquisition findet die erstmalige Begegnung mit einer Lesestrategie statt. Die Strategie wird vorgestellt, ihre Anwendung wird angeleitet, Funktion und Bedeutung der einzelnen Schritte werden reflektiert und anschließend gelernt.

In der Phase des Behaltens geht es um eine wiederholende und regelmäßige Anwendung der Lesestrategien und des Regelwissens und damit um ein Eintrainieren.

Die Phase der Reaktivierung schließlich meint den Transfer, der es ermöglicht, dass Lesestrategien selbstständig in unterschiedlichen Situationen und bei unterschiedlichen Texten angewendet werden können.

Die ersten beiden Phasen strukturieren den Ablauf des Lesestrategietrainings, die Unterrichtsgestaltung und auch die Arbeits- und Übungsblätter.

Die dritte Phase bestimmt das Wiederaufgreifen der Lesestrategien in der weiterführenden Schule in den folgenden Jahrgangsstufen.

Methoden der Vermittlung

Die Lernumgebung des Programms LeseCamp wird maßgeblich vom Cognitive-Apprenticeship-Ansatz (Collins, Brown, Newmann, 1987) bestimmt.

Der Ansatz ist darauf ausgerichtet, den Lernenden zunächst Fähigkeiten explizit zu vermitteln und sie dann sukzessive dabei zu unterstützen und zu begleiten, diese Fähigkeiten zu erproben, metakognitiv zu reflektieren und schließlich selbstständig anzuwenden.

Die damit verbundene schrittweise verlaufende Übernahme von Verantwortung für den eigenen Leseprozess führt zu einer Steigerung von Aufmerksamkeit, Interesse und Ausdauer, die entscheidend für das Leseverständnis sind.

Im Kontext des Lesestrategietrainings besonders wichtig ist die Phase der Akquisition, in der die Lehrkraft als Modell auftritt und die Anwendung der Lesestrategie(n) und ihrer Teilschritte laut denkend demonstriert. Im Vordergrund steht hier die Vermittlung des Metawissens über die einzelnen Lesestrategien als ein unabdingbarer Baustein des Trainings.

Metawissen über Lesestrategien

Das Training von Lesestrategien bis zum sicheren, automatisierten Einsatz in Abhängigkeit von bestimmten Lesezwecken umfasst auch die Vermittlung eines Metawissens über die einzelnen anzuwendenden Lesestrategien. Indem die Reflexion des Verstehensprozesses und des Einsatzes der Lesestrategien aktiv angeregt wird, werden Schülerinnen und Schüler befähigt, Strategien dem Leseziel entsprechend anzuwenden und den Verstehensprozess metakognitiv zu überwachen.

Dieses Lesestrategiewissen wird im Programm LeseCamp mithilfe folgender Formate unterstützt:

Im Klassenraum werden Lesestrategieplakate aufgehängt, so dass deren Ziele und Arbeitsschritte transparent und präsent sind.
Auf Lesefächern, die die Schülerinnen und Schüler in ihren Federmäppchen oder Etuis im Unterricht mit sich führen, sind die einzelnen Lesestrategien und ihre Ziele in Kurzform übersichtlich dargestellt.
Die Schülerinnen und Schüler können die Ziele und Schritte einer jeden Lesestrategie in ihrer eigenen Formulierung sukzessive in ein Buddy Book eintragen.
Das metakognitive Wissen über Ziele und Schritte der einzelnen Lesestrategien, das zu Beginn einer jeden Unterrichtsstunde wiederholt werden muss, kann in Form von gereimten Strophen rekapituliert und so von den Schülerinnen und Schülern besser memoriert werden.

Beispielmaterialien zum Download

Literatur

Artelt, C., McElvany, N., Christmann, U. et al. (2007): Förderung der Lesekompetenz. Expertise. Bonn, Berlin: Hrsg. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Pressley, M., Borkowski, J. G. & Schneider, W. (1987): Cognitive strategies: Good strategy users coordinate metacognition, and knowledge. In: R. Vasta & G. Whitehurst (Hrsg.): Annals of Child Development, 4. Greenwich, CT: JAI Press, S. 89-129.

Collins, A., Brown, J. S. & Newman, S. E. (1989): Cognitive apprenticeship: Teaching the craft of reading, writing and matematics. In: L. B. Resnick (Hrsg.): Knowing, learning and instruction: Essays in honor of Robert Glaser. Hillsdale, NJ: Erlbaum, S. 453-494.